Das Tuk Tuk
Ape Calessino
Versuchen Sie bitte nicht, „Ape“ englisch auszusprechen, denn sie ist kein Affe, sondern eine italienische Biene. Man spricht sie einfach so, wie man sie schreibt.
Und jetzt schließen Sie die Augen und stellen sich vor, wie geschickt und flink Antonio in der Calessino durch die engen Gassen Neapels flitzt, um seine bella Raffaela für einen Tag ans azurblaue Meer und den schneeweißen Strand zu entführen …
Seine Fahrkünste bewundernd, legt Raffaela zärtlich von hinten Ihre Arme um Antonio. Hören Sie das muntere Knattern des kleinen Einzylinders?
Augen auf, da vorn kommt eine Kurve!
Hier gibt es italienisches dolce vita im Allgäu! Ohne neapolitanisches Verkehrschaos. Dafür mit bayerischer Gemütlichkeit, saftigen Almwiesen, idyllischen Nebenstraßen und viel Alpenpanorama.
Die Kurzgeschichte:
In Italien gehörte die Vespa-Kutsche in den 1960ern, von Piaggio als Ape Calessino gebaut, zum normalen Straßenbild. Piaggio hat die Ape Calessino 2007 und 2009, in Indien gebaut und in Italien für Europäer halbwegs fahrbar gemacht, neu aufgelegt. Statt dem typischen 2-Takter werkelt in der „modernen“ und limitierten Auflage von nur 600 Stück weltweit (in weiß-rot) ein 422 ccm Einzylinder-Dieselmotor mit 6,2 kW (8 PS). Von den blauen gab es 999.
In asiatischen Städten gehört das Tuk Tuk, wie es dort genannt wird, noch heute zum alltäglichen Straßenbild. Wenn man die Geschichte kennt, wundert man sich nicht mehr über die auffälligen Ähnlichkeiten.
Bei 56 km/h, die Sie allerdings nur mit angelegten Ohren erreichen, ist endgültig Schluß mit lustig. Aber so schnell wollen Sie mit solch einem Fahrzeug gar nicht fahren!
Die Nutzlast beträgt lediglich 245 kg. Aufgeteilt auf 4 Personen sind das im Durchschnitt 61 kg inklusive Klamotten und Reisegepäck. Also ist das Tuk Tuk zwar nichts für Schwergewichte, aber gut geeignet für ein Pärchen oder eine Familie mit bis zu 2 Kindern. Diese müssen aber mindestens 25 kg wiegen, damit sie alleine mit dem Beckengurt gesichert werden dürfen.
Als Dreirad fährt sich die Ape Calessino vom Lenken her wie ein Motorrad. Da man sich nicht in die Kurve legen kann, erreicht man Richtungsänderungen durch minimale Lenkausschläge. Wirklich minimale. Anfangs meint man, heftiger lenken zu müssen, aber das läßt man schnell sein. Man sollte auch niemals vergessen, dass man hinten breiter ist!
Für die Schaltung brauchen Sie viel Gefühl und dennoch etwas Kraft. Die Markierungen sind nur unverbindliche Empfehlungen. Erfahrung im Umgang mit Drehgriffschaltungen wie bei alten Mofas, Mopeds oder Rollern sind daher zwingend notwendig. Wer bisher nur Automatikroller oder -mofa gefahren ist, kommt damit nicht klar. Versuchen Sie bitte nicht, mich zu täuschen. Sie fliegen sofort auf und Ihr Ausflug ist damit beendet.
Wer die Erfahrung und das nötige Gefühl hat, bekommt die Schalterei nach ein paar Kilometern ganz gut geregelt. Was bleibt, ist das Krachen im Getriebe beim Gangwechsel. Beim Runterschalten hilft eine wohldosierte Drehzahlanhebung mittels Gasgriff.
Ungewohnt ist der Umschalthebel für den Rückwärtsgang. Nur wenn Sie diesen in der unteren Position eingerastet haben, lässt sich der Drehgriff für die Gangschaltung über den Leerlauf hinaus in den Rückwärtsgang drehen. Immerhin steht für aufwändigere Wendeaktionen zusätzlich der erste Vorwärtsgang zur Verfügung. Nach den ersten Versuchen werden Sie freiwillig so vorausschauend fahren und halten, dass Sie Rückwärtsfahraktionen vermeiden.
Ein paar technische Daten der Ape Calessino:
Motor: Wassergekühlter Einzylinder-Saugdieselmotor Lombardini LDW 422 mit 422 ccm und 6,8 kW. Sehr beliebt als Motor in Rüttelplatten zur Bodenverdichtung.
Getriebe: 4 Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang, Handschaltung mittels Drehgriff
Höchstgeschwindigkeit: ca. 56 km/h
Zulässiges Gesamtgewicht: 860 kg
Maße: Länge 2,94 m, Breite 1,47 m, Höhe 1,77 m
Sitzplätze: 1 Fahrer, 3 Beifahrer, zusammen max. 245 kg inkl. Gepäck
Mindestgewicht mitfahrender Kinder: 25 kg
Erstzulassung: 2.3.2012
Die Voraussetzungen zum Mieten der Ape Calessino…
… sind etwas anders als bei den Traktoren
Der Fahrer braucht Moped- bzw. Motorraderfahrung, denn die Ape wird mit der linken Hand am Lenker gekuppelt und geschaltet (Drehgriffschaltung). Wenn Sie nur Automatikroller (-mopeds etc.) gewöhnt sind, können Sie es nicht und Sie werden es während der Einweisung auch nicht lernen können.
Und jetzt wird es bürokratisch deutsch:
Haben Sie die Fahrprüfung bis einschließlich 18.1.2013 absolviert, benötigen Sie die PKW-Fahrerlaubnis Klasse B oder 3. Ist Ihr Prüfungsdatum der 19.1.2013 oder später, benötigen Sie die Motorradklasse A1 oder höher (A2, A). In manchen Fällen können Sie sich die Schlüsselzahl 194 nachtragen lassen und dürfen über diese meine Ape Calessino fahren.
In jedem Fall müssen Sie mindestens 25 Jahre alt sein und die Fahrerlaubnis seit mindestens 5 Jahren ununterbrochen haben.
Wenn Sie Ihre alte Pappe gegen einen Kartenführerschein getauscht haben, schauen Sie bitte nach, ob die Erwerbsdaten in jeder Klasse richtig eingetragen sind. Es gibt Führerscheinstellen, die, warum auch immer, das Ausstellungsdatum der Karte im Feld 14 eintragen und nix in der Spalte 10. Damit sind Ihre fleißig gesammelten Jahre futsch und Sie sind Führerscheinneuling gegenüber meiner Versicherung. Ende Gelände, aus die Maus!
Das Höchstalter für den Fahrer beträgt auch hier 70 Jahre.
Die Mietpreise und die Routen für die Ape Calessino sind gleich wie beim Oldtimer-Traktor. Weil Sie schneller sind als ein Traktor, bekommen Sie eine 1,5 bis 2-fache Traktorroute.