Das Fendt Dieselross F 17 L A
»Wer Fendt fährt, führt!«
Der 17er Fendt löste ab 1956 den veralteten F 15 ab, der seit 1949 im Programm war. Die 17er waren sowohl luft- als auch wassergekühlt erhältlich. Während die wassergekühlten Typen vorgeglüht werden müssen, sind die luftgekühlten sogenannte »Kaltstarter«, die auch bei tiefen Temperaturen willig anspringen (sollten).
3410 Stück wurden von der luftgekühlten Version des 17ers zwischen 1956 und 1959 gebaut. Es war eine lange Restaurierung vom Februar 2010 bis zum Mai 2011. Seitdem können Sie unser Fendt Dieselross, das maßgeblich zur Motorisierung der Nachkriegslandwirtschaft in Deutschland beigetragen hat, selber fahren.
Dieser freundliche, übersichtliche Traktor ist der ideale Begleiter für Ihren Familienausflug und gut für Traktorneulinge geeignet. Dennoch müssen Sie auch hier einige Dinge lernen und beachten. Um technisches Verständnis für das Zusammenspiel von Motor, Kupplung und Getriebe kommen Sie nicht herum.
Starten Sie schon mal den Motor
Die technischen Daten des Fendt F 17 L:
Motor: MWM AKD 311 Z mit 2 Zylindern, luftgekühlter Direkteinspritzer mit 17 PS bei 1980 U/min
Getriebe: Fendt 6-Gang-Getriebe mit 2 Gruppen, je 3 Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang
Zulässiges Gesamtgewicht: 1950 kg
Leergewicht: 1300 kg
Erstzulassung: 1.7.1957
Höchstgeschwindigkeit: 19 km/h
Sitzplätze:
Fahrersitz: Mindestkörpergröße 1,65 cm. Max. Belastung 100 kg.
Beifahrersitze: 2 Kotflügelsitzbänke mit Nutzbreite von 88 cm und max. Belastung von 80 kg. Ein leichter Erwachsener und 1 Kind sind daher pro Sitzbank möglich.
Anlassen des Motors:
Der Fendt ist ein Kaltstarter, Vorglühen entfällt.
Mit dem Vorpumphebel 5-7 Mal Kraftstoff einspritzen.
Schalthebel in Leerlaufstellung bringen, Kupplungspedal nicht treten
Zündschlüssel reindrücken
Vollgas geben und ca. 2-3 Sekunden lang den Startknopf drücken
Fuß vom Gaspedal nehmen und den Motor seinen Leerlauf einregeln lassen
Schalten:
Es ist ein unsynchronisiertes Fendt Getriebe mit Doppel-H-Schaltung verbaut. Auf zwei Ebenen (hinten langsam, vorne schnell) befinden sich jeweils 3 Vorwärts- und ein Rückwärtsgang. Sie benötigen lediglich die vordere, schnelle Ebene.
Auf ebener Strecke fahren Sie im 5. Gang (rechts vorn) an und schalten dann hoch in den 6. Gang (rechts hinten). Zum Hochschalten ziehen Sie den Schalthebel mit kurzer Pause im Leerlauf, in der Sie den Schalthebel entspannen (ein Wimpernschlag reicht), nach hinten in den 6. Gang.
Das Herunterschalten verlangt jedoch doppeltes Kuppeln und Zwischengas oder vollständigen Stillstand des Fahrzeuges. Weil ich nicht möchte, dass mir bei der Vielzahl der Mieter das Getriebe »zerübt« wird, müssen Sie anhalten und im Stand zurück in den 5. Gang schalten, um wieder anzufahren.
Abstellen des Motors:
Vorpumphebel nach unten drücken und festhalten, bis der Motor absolut keinen Mucks mehr macht.
Erst dann Hebel wieder loslassen und Zündschlüssel herausziehen.
So sah er nach seiner Zerlegung im Frühjahr 2010 aus:
Ein begnadeter Vorbesitzer hat ihn mit der Schleifscheibe am Winkelschleifer abgeschliffen und vor der Lackierung nicht gefüllert. Also alles umsonst. Alle Reifen sind rissig, der Vorderachsbolzen und die Achsschenkelbolzen sind ausgeschlagen. Die sonstige Substanz ist gut. Der Motor ist trocken, springt sehr gut an, vom oberen Drehzahlbereich regelt er aber nicht sauber herunter. Wie immer ist die Elektrik vermurkst, die Armaturen versaut, hier und da gibt es kleine Beulen.
Wie auch unsere anderen Traktoren werden wir ihn nicht »totrestaurieren«, sondern aus ihm ein Schmuckstück machen, das seine Seele aus 50 Jahren Arbeit behält.
Böse Überraschung: Die Trieblingswelle hat Spiel und das Ausgleichsgetriebe muss daher ausgeräumt werden. Da wir alles nur nebenher machen können, wirft uns das um Monate zurück. Die »Draußen-Arbeiten« wie Abschleifen konnten bis Mitte April 2010 aufgrund der Witterung nur sporadisch durchgeführt werden. Lackieren war bis Ende Mai überhaupt nicht möglich. Die Feuchtigkeit ließ die abgeschliffenen Teile schon wieder Flugrost bilden. Im Juni wurden einige Kleinteile lackiert, die hinteren Kotflügel müssen noch gedengelt und geschweißt werden. Es regnet seit Wochen und ist zu kalt, um vernünftig arbeiten zu können.
Mitte Juni ist das Getriebegehäuse gesäubert und kann wieder gefüllt werden. Die Messingbuchsen für die Vorderachse sind auch fertig.
Ende August sind 70 % aller Teile entlackt, entrostet und grundiert. 50% aller Teile tragen bereits den Decklack. Die Haube ist bereits liniert. Das Getriebe ist halb gefüllt, der Motor noch unangetastet. Der Sitz ist geschweißt, die Vorderachse und die Achsschenkel sind neu gebuchst, die Felgen lackiert und neue Reifen aufgezogen. Die hinteren Kotflügel wurden geschweißt und entbeult.
Der September verging ohne nennenswerte Fortschritte. Die Vorderachse ist jetzt lackiert. Die Blattfedern wurden mit reichlich Seilfett zwischen den Blättern eingebaut. Weitere Kleinteile wie Blinkerhebel, Hupe, Luftfilter, Anlasser, Lampen etc. sind ebenfalls aufgearbeitet und lackiert.
Den Motor habe ich im März und April 2011 mit Biodiesel entschlammt. Unglaublich, was da rauskam. Die Einspritzpumpe war nur noch mit einiger Gewalt zu bewegen. Ein Wunder, dass er beim Kauf überhaupt lief. Das Getriebe wurde aufgrund von Terminproblemen erst im April 2011 fertig.
Danach ging es zügig voran und er konnte in der ersten Maiwoche 2011 zugelassen werden. Es folgten noch Spureinstellen und Lackausbesserungen sowie weitere Kleinigkeiten.
Danach stellte sich heraus, dass die Motorentschlammung nicht ausreichte. Im Endeffekt lief es wie immer: Alles raus, alles aufarbeiten, vieles erneuern. Die Zylinderköpfe und Ventile hatten Risse, die Kurbelwellenlager waren hin, sämtliche Lager und Dichtungen … ach, Ihr wisst schon.